Friedenssaal Münster Prinzipalmarkt

Ein Jahr im Friedens­büro

Liebe Leser*innen des Friedens­blogs,

lange habe ich hin und her überlegt, mit welchem Beitrag ich den Blog „Frieden durch Dialog“ starten soll, denn es gibt so viel zu er­zählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich an­fangen soll. Erfahrungs­­­­gemäß liegt man in solchen Fällen mit „Start at the beginning“ nie­mals ver­kehrt. Daher möchte ich hier mit meinem eigenen An­fang beginnen: meinem ersten Jahr im Friedens­­büro. Ich nehme Euch mit durch die ersten 12 Monate auf meiner neuen Stelle und zeige Euch, was es mit dem Friedens­­büro auf sich hat.

Los geht es also mit dem 3. Februar 2020: Meinem ersten Tag im Friedens­büro. Gespannt schwinge ich mich am Morgen auf mein Fahr­rad und mache mich auf den Weg zur Stadt­­verwaltung. Hier befinden sich die Büros von Münster Marketing und damit auch mein neuer Arbeits­­platz im Friedens­­büro der Stadt Münster. Zur Feier meines ersten Tages lege ich einen kurzen Stopp vor dem Histo­rischen Rat­­haus ein. Hinter den schweren Holz­­türen des Rat­­hauses befindet sich die Bürger­­halle und dahinter der berühmte Friedens­­saal. Es ist Montag und der Friedens­­saal ist geschlossen. Trotzdem, es ist ein tolles Gefühl an diesem bedeutenden historischen Ort zu stehen und daran zu denken, was damals vor über 370 Jahren hier passiert ist.

Der West­­fälische Frieden und Münster – denke ich bei meinen letzten Schritten auf dem Weg zum Stadt­­haus 1 – das gehört einfach zusammen. Aber warum ist der Friedens­­­­schluss heute noch immer wichtig? Und was genau bedeutet der West­­fälische Frieden für Münster? Beim Stadt­­haus angekommen bleibt mir für diese Fragen erst einmal keine Zeit mehr: Kolleg*­innen kennen­lernen, die richtigem Wege durch die Flure des Stadt­­hauses 1 finden und die Abläufe in der Stadt­­­­verwaltung verstehen. Damit habe ich erst einmal genug zu tun.

Aber natürlich lässt mich die Frage nach der Bedeutung des West­­­­fälischen Friedens nicht los. In den kom­menden Wochen lerne ich immer mehr über diesen zentralen Teil unserer Stadt­­geschichte und Münsters besonderes Verhältnis zum Frieden. Diese Geschichte ist so spannend, dass ich mich entschieden habe, darüber einen eigenen Blog­­post zu schreiben. Freut Euch also auf den 2. Teil von „Ein Jahr im Friedens­­büro“.

Zurück zu meiner ersten Arbeits­­woche: Schon an meinem dritten Arbeits­­tag lerne ich die Mit­glieder AG Frieden kennen – Anfang Februar 2020 ging das noch persönlich. Als gewählte Vertreter*­­­innen der zivil­­­­gesell­schaft­­lichen Gruppen und der Religions­­­­gemein­schaf­ten stehen sie mir mit Rat und Tat zur Seite. Für mich war die AG Frieden von Anfang an eine Riesen­hilfe. Unser Austausch und die regel­mäßigen Treffen (später dann nur noch digital) werden schnell zu einem der High­­lights meines Jobs. Weitere Infos über die AG Frieden findet Ihr übrigens hier: AG Frieden

Ebenfalls im Februar: Mein erstes Treffen mit den Veranstalter­*­­­innen des Friedens­­­­kultur­monats. Hier erfahre ich, dass die Friedens­akteur­*­­­innen aus Münster schon seit 16 Jahren jedes Jahr im September gemeinsam eine Ver­anstaltungs­­­­reihe zu friedens­­­­politischen Themen umsetzen. Das Programm ist dabei so vielfältig wie die beteiligten Vereine und Orga­ni­sationen. Infor­matio­nen zum Friedens­­­kulturmonat findet Ihr auch hier: Friedenskulturmonat

Vor meinem Start im Friedens­­büro hatte ich mich natürlich schlau gemacht und wusste also, dass das Friedens­büro auch für das Euro­päische Kultur­erbe-Siegel zuständig ist, das die Stadt Münster 2015 zusammen mit der Stadt Osna­­brück erhalten hat. Und was es genau mit dem Siegel auf sich hat, sollte ich sehr bald ziemlich exakt wissen, denn bei meinem Start im Friedens­­büro stand gleich das Moni­toring der Tätig­keiten rund um das Siegel an. Hier müssen wir der EU darlegen, ob wir die Kriterien für das Siegel nach wie vor erfüllen. Das hieß für mich: Ein­­arbeitung im Schnell­­­­durchlauf! Es ging um die Projekte und Aktivitäten der letzten vier Jahre und die hatten es in sich. Zum Glück standen die Kolleg*­­­­innen aus unserer Stadt­­verwaltung und auch aus Osna­­brück mir jederzeit zur Seite. Ihr wollt wissen, wofür das Euro­­päische Kultur­­erbe-Siegel steht und wofür man es be­kommt? Dann schaut doch einmal hier vorbei: EKS.

Im Laufe der kom­menden Wochen wird eines dann nach und nach immer klarer: Das Jahr 2020 wird anders als erwartet – im Friedens­­büro und überall sonst. Nach­­einander werden Ver­an­staltungen abgesagt. Auch wir in der AG Frieden entschließen uns im Mai die Friedens­­­­konvokation, das Treffen der Friedens­­akteur­*­­­innen in Münster, auf das nächste Jahr zu ver­schieben. Per­sönliche Treffen fallen also erst einmal aus und viele Kooperations­­partner­*­­­innen, Kolleg­*­­­innen und Aktive kenne ich bis heute nur als Stimmen am Telefon oder vom Computer­­bildschirm. Immerhin: Video­­konferenzen sind möglich und so halte ich zum Beispiel mit den Kolleg­*­innen von den Euro­­päischen Kultur­erbe-Siegel-Stätten regelmäßige Online-Meetings ab. Europa versammelt sich am gemeinsam am PC – und ich darf dabei sein.

Um nach einem langen Online-Meeting den Kopf wieder etwas frei zu bekommen, mache ich in der Mittags­­pause gerne einen Spazier­­gang durch Münsters Innen­stadt – und auch hier begegne ich dem Frieden ‚auf Schritt und Tritt‘. Ist Euch zum Beispiel schon einmal aufgefallen, wie viele Friedens­­­­tauben es in Münster gibt? Überall – an Fassaden, in Gebäuden, auf Gemälden – kann man sie entdecken. (Hey, das wäre doch mal eine Idee für eine Reihe auf dem Instagram-Account des Friedens­büros!)

Zurück im Büro freue ich mich immer besonders, wenn mich E-Mails oder Anrufe von Münsters Friedens­­akteur­*­­­innen erreichen. Das Friedens­­büro ist für die zivil­­­­gesell­schaftlichen Gruppen und Religions­­­gemein­schaften in Münster der Kontakt in die Stadt­­verwaltung und fungiert auch als Netz­­werk­stelle. Die Arbeit reicht also von der Beratung und Unter­­stützung bei orga­nisatorischen Fragen – wie zum Beispiel geeignete Veranstaltungs­­­­orte zu finden, über die Bewerbung von Projekten, die Vernetzung von Akteur­*­­­innen bis hin zur Bear­bei­tung von Förder­anträgen. Denn das Friedens­­büro kann Münsteraner Projekte im Themen­­gebiet „Frieden durch Dialog“ auch finanziell unter­stützen. Wer mehr darüber erfahren möchte, schaut hier vorbei: Projektförderung

Manchmal hält die Arbeit im Friedens­­büro auch ganz unerwartete Auf­gaben für einen bereit. Da muss zum Beispiel eine 500 Jahre alte Rüstung in das Außen­­lager des Stadt­­museums transportiert werden und man darf dafür auf dem Dach­­boden des Stadt­­wein­­­hauses herum­stöbern. Oder es erreicht einen der Anruf einer Studentin, die danach fragt, um was es sich wohl bei der großen Karte aus dem Jahr 1998 handelt, die ihr in die Hände gefallen ist und auf der sich unter anderem die Unter­­schriften von Königin Margarethe aus Däne­mark und Königin Beatrix aus den Nieder­landen finden. (Auflösung: Zur Feier des 350-jährigen Jubiläums des West­­­­fälischen Friedens versammelten sich die euro­­päischen Staats­­­­oberhäupter im Friedens­­saal und trugen sich in das Goldene Buch der Stadt Münster ein. Bei der Karte handelte es sich demnach um einen Faksimile­­druck eben­dieser Eintragung, der damals in limitierter Auflage gedruckt worden war.)

Im Friedens­­büro wird es also nie langweilig und es gibt vieles, auf das ich mich in diesem Jahr noch freue. Vor allem hoffe ich darauf, dass es uns möglich sein wird, uns dieses Jahr per­sönlich zu treffen! Auf der Friedens­­­­konvokation, dem Treffen der Religions­­­­gemein­schaften, bei der Friedens­­preis­­­verleihung oder in meinem Büro! Bis dahin (und hoffentlich auch darüber hinaus) treffen wir uns einfach schon einmal hier. In diesem Sinne freue ich mich auf Eure Kommentare, Fragen und Anregungen. Schreibt mir an friedensbuero@stadt-muenster.de oder schaut auf dem Instagram-Account vorbei!

Herz­liche Grüße und bis bald
Anne

3 Kommentare
  1. Norbert Ammermann sagte:

    ja, herzlichen Dank für diesen Blog, aber ich verstehe die Kommunikationsstruktur noch nicht ganz. Soll das ein Austausch miteinander werden oder mehr einzeldarstellungen? Herzliche Grüße Norbert Ammermann

    Antworten
    • Anne Schmidt sagte:

      Hallo Herr Ammermann, auf diesem Blog möchten wir gerne über Themen und Aktivitäten im Bereich Frieden durch Dialog berichten, hoffen aber natürlich, dass diese Seite auch für einen Austausch genutzt wird. Vielen Dank dafür, dass Sie mit Ihrem Kommentar den Anfang gemacht haben! Der Friedensblog ist auch für uns eine neue Erfahrung und wir sind ebenfalls gespannt darauf, wie sich dieses ‚Experiment‘ entwickeln wird. Herzliche Grüße, Anne Schmidt

      Antworten
  2. Rainer Kirmse , Altenburg sagte:

    Waffenstillstand im Heiligen Land,
    Krieg und Terror sind vorerst gebannt.
    Zu Dauer-Frieden ist der Weg noch lang,
    Frieden durch Dialog bestimmt den Gang.

    DIE WAFFEN NIEDER

    Spielet lieber die Gitarre,
    Als zu tragen eine Knarre.
    Lasst die weißen Tauben fliegen,
    Aggression und Hass besiegen.
    Atomwaffenfrei die Erde,
    Dass sie nicht zur Wüste werde.
    Ende der Waffenexporte,
    Abrüstung an jedem Orte.

    Menschen legen ab den Neid,
    Die Religionen ihren Streit.
    Fromme und Heiden sind vereint,
    Uns’re Sonne für alle scheint.
    Keiner ist des Anderen Knecht,
    Für alle gilt das Menschenrecht.
    Jeder kann glauben, was er will,
    Frieden und Freiheit unser Ziel.

    Ein kleines Gedicht als Aufruf
    zum Frieden im Nahen Osten:

    Israel und Palästina,
    Kein Ende in diesem Drama.
    Jahrzehnte menschliches Leid,
    Tiefe Wunden schlug die Zeit.

    JERUSALEM

    Davids und Jesus' Christus' Stadt,
    Die Mohammed beherbergt hat;
    Stadt mit langer Geschichte,
    Jeden Tag im Rampenlichte;
    Von drei Religionen verehrt,
    Ist sie steter Unruheherd.

    Zum gleichen Gott geht ihr Gebet,
    Ein Gott, der für die Liebe steht.
    Da sollte doch hier auf Erden
    Freude sein und Friede werden;
    Dass Christen, Moslems und Juden
    Nicht länger sinnlos verbluten.

    Der Tempelberg kann Stätte sein,
    Wo Menschen kommen überein.
    Felsendom und Klagemauer
    Brauchen den Frieden auf Dauer.
    Es muss siegen die Menschlichkeit,
    Im Verbund mit Recht und Freiheit.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

3 × vier =