Stadtsportbund Münster organisiert „PINK gegen Rassismus“
Zum Abschluss der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ lud der SSB Münster noch einmal auf den Überwasserkirchplatz ein, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und für Offenheit und Toleranz im Sport zu setzen.
Die große politische und gesellschaftliche Dimension des Sports ist in diesem besonderen Jahr 2021 schon an vielen Stellen deutlich geworden, zuletzt zum Beispiel bei der Fußball-Europameisterschaft. Sport kann trennen und verbinden und auch in unserer Vergangenheit war er für viele Menschen ein Mittel der Verständigung und Zusammenkunft – aber auch ein Schauplatz für Ausgrenzung und Verfolgung. An einige dieser Menschen haben wir mit der Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“, gemeinsamen mit einem vielfältigen Netzwerk, erinnert. Vom 25.6. bis zum 25.7. konnten Besucher*innen auf dem Überwasserkirchplatz die Biografien von 17 herausragenden jüdischen Sportler*innen erleben, die entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland ausübten. Die Ausstellung erzählt von ihren Erfolgen, aber auch, wie sie verfolgt und, bis in die jüngste Vergangenheit, vergessen wurden – nur, weil sie jüdisch waren.
Der Stadtsportbund Münster ist einer der Veranstalter, mit denen wir die Ausstellung und das zugehörige Begleitprogramm umgesetzt haben. Zum Abschluss der Ausstellung hat sich der SSB Münster etwas Besonderes einfallen lassen: Im Rahmen der Aktion „PINK gegen Rassismus“ lud der Stadtsportbund dazu ein, ein Zeichen gegen Diskriminierung und Rassismus zu setzen. Mit dabei waren mit dem SC Preußen und der Jüdischen Gemeinde Münster auch noch zwei weitere Partner, mit denen wir die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ in Münster umgesetzt haben.
Bürgermeisterin Maria Winkel, die Integrations- und Antirassismusbeauftragte des Landessportbundes NRW Michaela Engelmeier, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Münster Sharon Fehr, der Präsident des SC Preußen Christoph Strässer, Astrid Markmann, Sabine Roters und Jörg Verhoeven als Vorstandsmitglieder des SSB, Kathrin Dette, Thomas Lammers, Tanja Stücke-Zumdick (alle hauptberuflich SSB Münster), Marlene Elsässer und Sebastian Schlusen von VOLT Münster und Luisa-Dawina Stein vom Kommunalen Integrationszentrum Münster bekannten gemeinsam Farbe für Offenheit und Toleranz im Sport. Ich freue mich sehr, dass ich vom Friedensbüro ebenfalls dabei sein durfte. Die Aktion „PINK gegen Rassismus“ entstand ursprünglich im Zusammenhang mit den „Wochen gegen Rassismus“ und wird seitdem, unter anderem mit den Hashtags #PinkgegenRassismus #sportbekenntfarbe, weitergeführt. Weitere Infos dazu findet Ihr hier. Vielen Dank an den Stadtsportbund für die Kooperation und dieses wichtige Zeichen zum Abschluss der Ausstellungsumsetzung in Münster!
Der Stadtsportbund Münster ist ein starker Player wenn es um das sportliche Miteinander in Münster geht. Aber was genau macht den Stadtsportbund aus und was sind seine Aufgaben? Das wollte ich genauer wissen und habe Kathrin Dette, Fachkraft Integration durch Sport, und Dirk Henning, Projektkoordinator, zum Interview gebeten:
Was ist der Stadtsportbund Münster?
Der Stadtsportbund Münster ist der Dachverband aller Münsteraner Sportvereine. Aktuell umfasst er ca. 210 Vereine mit insgesamt über 90.000 Sporttreibenden.
Was sollte jede*r Münsteraner*in über den Stadtsportbund wissen?
Der Stadtsportbund setzt sich für die Interessen seiner Mitgliedsvereine gegenüber der Politik und Stadtverwaltung ein und bildet gleichzeitig das Bindeglied in Richtung Landessportbund (LSB) und Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB).
Im Stadtsportbund werden außerdem im Rahmen verschiedener Projektstellen relevante und aktuelle Themen bearbeitet, weiterentwickelt und im Austausch mit den Vereinen umgesetzt. Hierzu gehören beispielsweise Prävention sexualisierter Gewalt, das Themenfeld Sport und Bewegung mit Älteren, Inklusion im Sport und Integration durch Sport.
Was hat den Stadtsportbund dazu motiviert, die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung“ mit zu veranstalten und im Netzwerk dabei zu sein?
Die Inhalte der Ausstellung betreffen zunächst scheinbar zu großen Teilen Themen der Vergangenheit. Dennoch trifft man auch heute leider noch immer wieder auf Diskriminierung und Ausgrenzung im Umfeld des Sports. Dabei spielen letztlich die Sportvereine eine wesentliche Rolle dabei, solche Momente zu verhindern. Fair Play, Respekt und ein wertschätzender Umgang miteinander sind Werte, die in den Münsteraner Sportvereinen tagtäglich gelebt und kommuniziert werden. Im Kontext Integration sind zudem stadtweit bereits fünf Vereine als „Integrations-Stützpunkte“ ausgezeichnet, die hier ganz klare Zeichen für Toleranz und Vielfalt im Sport setzen. Und gleichzeitig bleibt es immer wieder wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass rassistische und populistische Tendenzen vor dem Sport – trotz seiner vereinenden Wirkung – nicht Halt machen.
Was fasziniert Euch an der Ausstellung besonders? Welche Biografie hat Euch besonders beeindruckt?
Bei der Vielfalt der dargestellten Sportler und Sportlerinnen fällt es schwer eine Person besonders hervor zu heben. Diese Vielfalt ist ja gerade das, was den Sport auszeichnet. Die Vielfalt der Sportarten und die Vielfalt der möglichen Zugangswege in den Sport. So unterschiedlich wie die Biografien der einzelnen Personen in der Ausstellung aufgezeigt werden, so unterschiedlich sind die Lebensentwürfe der Sporttreibenden, in- und außerhalb der Sportvereine, auch heute noch. Die Gelegenheiten und positiven Effekte, die Sport bietet, lassen sich im Schach erleben, aber auch im Fußball oder in der Leichtathletik – mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Sportlandschaft, bzw. die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten Sport zu betreiben sind so vielfältig wie die Sporttreibenden selbst; da ist für alle etwas dabei. Ausgrenzung und Diskriminierung, wie die 17 gezeigten Personen überwiegend erfahren haben, steht im Widerspruch zum Kern des gemeinsamen Sporttreibens. Die Ausstellung macht sehr eindrucksvoll deutlich, wie wichtig und lohnenswert es ist, sich für Respekt, Toleranz und Vielfalt im Sport einzusetzen.
In den kommenden „Wochen gegen Rassismus“ werdet Ihr auch mit einer Veranstaltung dabei sein. Worum wird es in dem Seminar gehen?
Das angebotene Online-Seminar beschäftigt sich mit den Themen Diskriminierung und Rechtsextremismus im Sport. Hier geht es insbesondere darum einen ersten Input zu vermitteln wie mit verunsichernden „Stammtisch-Parolen“ umgegangen werden kann und welche Lösungs- und Kommunikationsstrategien in beispielhaften Situation weiterhelfen können.
Was bedeutet Sport für Euch persönlich und was kann Eurer Meinung nach nur Sport zu unserer Gesellschaft beitragen?
Ein im Team erreichter Erfolg erhält eine ganz andere Qualität, wenn ihm eine intensive körperliche Anstrengung vorausgegangen ist. Durch den eigenen (körperlichen) Einsatz unterstütze ich mein Team und erfahre auch wiederum Unterstützung durch den Einsatz der anderen. Vertrauen in die Leistung der anderen und auch in die eigene spielt eine wesentliche Rolle dabei die gesteckten Ziele zu erreichen. Insbesondere das Verlassen der eigenen Wohlfühl-Zone kann dabei wesentlich zum Erfolg und zur Zielerreichung beitragen. Dies kann hinsichtlich der körperlichen Aktivität erfolgen, aber auch wenn es darum geht Fremdes und (noch) unbekanntes in den eigenen Verein, bzw. die eigene Sportgruppe einzuladen und einzubinden. Sporttreibende profitieren oftmals von einer grundsätzlichen Aufgeschlossenheit und Offenheit. Offenheit gegenüber neuen Trainingsmethoden oder auch gegenüber neuen Teammitgliedern, die entsprechend selbstverständlich in das bestehende Team aufgenommen werden.
Und welches Projekt plant Ihr als nächstes?
Das Thema Anti-Diskriminierung und Anti-Rassismus werden wir auf jeden Fall weiter verstärkt bearbeiten. Darüber hinaus werden wir auch noch einmal die Zusammenarbeit mit den Sportvereinen verstärken. Viele Vereine leisten bereits umfassende Beiträge in den Bereichen Anti-Diskriminierung und Integration im und durch Sport, die es verdienen noch sichtbarer zu werden. Wir freuen uns als Stadtsportbund Teil der Münsteraner Sportlandschaft sein zu können und so die Vereine und auch einzelne Sportler und Sportlerinnen unterstützen zu können sich stark zu machen für ein sportliches Miteinander.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zum Stadtsportbund und seiner Arbeit gibt es auf der Homepage des SSB Münster.
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