Liebe Leser*innen des Friedensblogs
Den Westfälischen Frieden als bedeutendes Ereignis unserer Stadtgeschichte kennt in Münster sicher jede*r. Aber was bedeutet die Chiffre 1648 für die Münsteraner*innen persönlich?
In einer kleinen Reihe möchte ich mich dazu mit verschiedenen Münsteraner Persönlichkeiten austauschen und ihre ganz eigenen Geschichten zum Westfälischen Frieden erfahren.
Ich freue mich sehr, dass ich das erste Gespräch dieser Reihe mit einer lieben Kollegin führen darf, die ganz sicher einen der ungewöhnlichsten Berufe in Münster hat: Unsere Türmerin Martje Saljé!
Seit 1383 ist Martje die erste Frau, die das Amt der Türmerin in Münster bekleidet. An 6 Tagen in der Woche hält Martje auf dem Turm von St. Lamberti traditionell nach Feuern und nach Feinden Ausschau. Wenn alles in Ordnung und die Stadt sicher ist, gibt sie – zwischen 21 Uhr und Mitternacht – jede halbe Stunde ein Hornsignal, das Friedenssignal.
Kolleginnen sind Martje und ich beide übrigens nicht nur, weil wir beide bei Münster Marketing arbeiten. Wir sind quasi auch „Blog-Kolleginnen“. Dabei muss ich natürlich erwähnen, dass Martje im Vergleich zu mir schon eine „alte“ Blog-Häsin ist, denn ihren wunderbaren Blog www.tuermerinvonmuenster.de gibt es schon seit 2014. Hier schreibt Martje nicht nur über ihr Türmerinnen-Handwerk, sondern auch über Geschichte, Kunst, Literatur und Musik. Kein Wunder, denn Martje ist nicht nur Türmerin und Bloggerin, sie ist auch Historikerin und Musikerin. Einen Besuch auf Martjes Blog kann ich jedem empfehlen!
Jetzt aber erst einmal viel Spaß mit dem ersten Interview der Reihe „1648 & wir‟ mit unserer Türmerin Martje Saljé:
An welche drei Worte denkst Du zuerst, wenn Du „1648“ hörst?
Münster – Osnabrück – Europa
Der Friedensaal im Historischen Rathaus ist in Münster einer der zentralen Orte des Westfälischen Friedens. Verbindest Du eine besondere Erinnerung oder Geschichte mit dem Friedenssaal?
Ich hatte in der Zeit der Skulpturprojekte 2017 die Gelegenheit, als Springerin die Kolleginnen im Friedenssaal zu unterstützen – das war eine sehr besondere Zeit, die mich persönlich in vielerlei Hinsicht berührt und beeindruckt hat.
Münsters Rathaus ist – gemeinsam mit dem Rathaus in Osnabrück – als „Stätte des Westfälischen Friedens“ Träger des Europäischen Kulturerbe-Siegels. Was macht Münster Deiner Meinung nach noch zu einer europäischen Stadt?
Die tollen europäischen Projekte – Europaschulen und andere Erasmus-Projekte, Euregio… und auf einer persönlichen Ebene: Meine Bekannten und Freund:innen aus verschiedenen europäischen Ländern, die auch alle einen Münster-Bezug haben.
Welchen Ort in Münster verbindest Du persönlich noch mit dem Thema Frieden?
Die Türmerstube ist ein sehr friedlicher Ort. Hier oben verblassen die alltäglichen Probleme, und große und kleine Streitigkeiten werden hier komplett nichtig, wenn ich über die nächtliche Stadt schaue – genau wie das alte Gedicht „Türmers Nachtgesang“ besingt
„Ich hab die Welt verlassen und stehe auf dem Turm,
Ich kann die Sterne fassen und sprechen mit dem Sturm,
Ich banne die Gespenster und lebe fern dem Spott,
Der Wind pocht an mein Fenster und spricht vom lieben Gott.“ (…)
Und was ist Dein Tipp für einen gelingenden Dialog?
Die Skulptur von Chillida „Toleranz durch Dialog“ ist meiner Meinung ein perfektes Sinnbild für den gelingenden Dialog, ein gutes Rezept: Man sitzt sich gegenüber, blickt sich an, jeder kommt zu Wort, man fühlt vor, wo es Verbindungen, Gemeinsamkeiten gibt, und wo Lücken bestehen, Meinungsverschiedenheiten, die bestehen bleiben dürfen, während man in Kontakt bleibt und sich in die Augen schaut, Argumente und Emotionen austauscht und idealerweise schließlich zu einem für beide Seiten positiven, annehmbaren Ergebnis kommt.
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